Stefan Fritzsche
dokumentiert seit Jahren alle Buchpremieren von Wolfgang Eckert.
Auszug aus den Informationen zur Premieren-DVD "Der Kinderbaum".
Auch wenn es in diesem Buch vordergründig um die traurige Geschichte eines Jungen geht, dessen Seele infolge zerissener Eheverhältnisse ebenfalls zerissen wird, ist es Wolfgang Eckert wieder gelungen, auch ein sozialkritisches Buch vorzulegen, diesmal in Form eines Romanes. Getragen von belastenden Selbsterfahrungen schreibt er einfühlsam über Liebe, Sehnsucht, Glück, von Selbst- und Fremdzerstörung, immer in Bezugnahme auf seine Heimatstadt, die er wieder Narem nennt. Gerade diese Verbindung gibt dem Buch einen ganz besonderen Reiz. Gewissermaßen ist das Buch ein Fortsetzungsroman seines "Familienfotos" von 1982. Vergleicht man beide Bücher, die in ihrer Entstehung 33 Jahre auseinander liegen, so kann man unschwer erkennen, daß Wolfgang Eckert schon immer ein Schreiber war, der sich in keinem System verbiegen ließ. Des Lesers Selbsterfahrung wird gestärkt durch seine geschilderten Erkenntnisse, daß sich von damals viel geändert hat, aber im Grunde nichts anders geworden ist.
Zwischen beiden Büchern schuf Wolfgang Eckert weitere zahlreiche Werke und Publikationen, die das gerade genannte noch bestärken.
Eine nicht erst heute allzu gebräuchliche Redewendung besagt "Was sollen wir denn machen, wir ändern doch sowieso nichts". Mit solchen leider weit verbreiteten resignierenden Äußerungen, von Bürgern, die von der alltäglichen Verblendungs- und Verblödungsindustrie manipuliert werden, steht Wolfgang Eckert nach wie vor auf Kriegsfuß. Glanzromane, frivole Bestsellerliteratur, die sich gut verkauft, waren noch nie sein Stil. Literatur muß ansprechen, muß anregen und zu Erkenntnissen führen, die die Leser nicht nur unterhalten, sondern sie mitnehmen zu Prozessen, die positiv verändern und nicht nur denen dienen, die ihre Privilegien erhalten wollen.
Stefan Fritzsche
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